So liebe Damen, wir machen mal einen Test. Man nehme einen Handspiegel, lege ihn auf den Tisch und schaue stehend nach unten gebeugt hinein.
Sollte Ihnen jetzt sowas wie “Aaaaahhh!!!” oder “Oh mein Gott!!!” durch den Kopf gegangen sein, so sind Sie vermutlich über 30. Sollten Sie gerade beschlossen haben, beim Sex nie wieder oben zu sein oder nur noch im Dunklen zu vögeln, beruhigen Sie sich bitte. Männer achten beim Sex auf vieles, aber sicher nicht aufs Gesicht. (Testen Sie es ruhig mal und fragen Sie ihn nach dem Akt nach Ihrer Augenfarbe… – sehen Sie).
Worauf ich mit meiner Schocktherapie hinaus möchte: Ich werde alt. Sie wahrscheinlich auch. Letztlich ist es das Natürlichste der Welt. Diese langsame körperliche Verwesung. Und natürlich lachen wir diese Botox-gelähmten, aufgespritzten Hollywood-Gesichter aus, weil natürlich niemand so aussehen möchte, wie Meg Ryan heute aussieht. Weil wir ja alle “in Würde altern wollen”. Aber wie geht das denn eigentlich? Dieses würdevolle Altern?
Ich schwöre, pünktlich an meinem 30. Geburtstag fing es an, dieses sichtbare Altern. Ich wachte im Hotelzimmer auf Lanzerote auf (musste leider den Kontinent verlassen, damit mir wirklich NIEMAND gratulieren konnte), schaute in den Spiegel und hatte diese Knautschfalten überall. Im Gesicht und im Dekolleté und ich fühlte mich plötzlich alt. Seitdem habe ich diese Falten jeden Morgen. Ich habe sogar zwischenzeitlich neue Kissen gekauft, weil ich dachte, sie wären zu hart. Ich habe sogar krampfhaft versucht auf dem Rücken zu schlafen, um die Seitenschläfer-Faltenbildung zu verhindern. Aber nichts half. Jeden Morgen sind sie da, diese Falten. Und sie brauchen wirklich ewig, bis sie weggebügelt sind. Das ist wohl das Hauptmotto ab 30: Mehr Entfaltungsmöglichkeiten.
Vielleicht habe ich auch eine völlig falsche Vorstellung vom Alter. Die Röntgenassistentin in einer Klinik vor ein paar Monaten, sprach mich an: “Hey, wir waren doch auf der XY-Schule in der gleichen Jahrgangsstufe.” Und mein erster Gedanke war: “Das kann u-n-m-ö-g-l-i-c-h sein. Du bist doch voll alt!!!” Letztlich war sie mein Jahrgang…
Aber da man gegen den Zahn der Zeit nicht viel unternehmen kann, versuche ich das “würdevolle Altern” für mich anders zu definieren. Dass ich hoffe, selbstkritisch genug zu sein, dass ich früh genug merke, dass ich irgendwann keine ärmellosen Oberteile mehr tragen sollte, weil die Fledermaus-Arme (auch “Winkfleisch” genannt), niemand sehen möchte. Oder dass ich hoffentlich frühzeitig merke, wenn mir ein Damenbart wächst. Oder dass es immer ein wenig bemitleidenswert wirkt, wenn sich Frauen zu jugendlich anziehen.
Und vor allem einsehen, dass es zwischen einfach nur “Faltig werden” und “Meg Ryan” noch eine Menge anderer Möglichkeiten gibt. Manchmal reicht es schon, mal in die Sauna zu gehen und sich die Leute dort anzugucken. Wahrscheinlich denken Sie dann auch anschließend:
“Wow, ich seh noch verdammt geil aus für mein Alter…!”