Gar nicht gut!

Das hab ich jetzt also davon! Von diesem beschissenen Sommer, den es dieses Jahr nicht gibt. Rotz und Wasser überflügeln meinen Alltag, gepaart mit erhöhter Temperatur, kaputtem Finger und Weibergedöhnsscheiss. Volle Breitseite!  :-S

Und als ob das nicht noch schlimm genug wäre, verkauft mir die Apotrulla noch falsches Dope! Ich mag mein grünes WickMediNait! MIT ALKOHOL und MIT dem ekeligen Anisgeschmack! Und was bekomme ich??? Irgendein Plazebogetränk, dass nach Kamille schmeckt und wohl für Müslimamies kreiert wurde. Wieso? Leut, da ist KEIN Alkohol drin! Geht ma gar nicht! Und der Geschmack ist widerlich! BÄHHH!!!  (N)

Zum Glück weiß Mutti sich zu helfen und schaut sich jetzt erstmal vor ihrem geistigen Auge mal n paar Elefanten an!  (H)

Und jetzt bitte ne Runde Mitleid von allen, sonst rotz ich Euch die Blogs und die TL voll!  😛

Projekt Lebefrau Update 9

Einige Tage sind nun nach der OP vergangen und was soll ich sagen? Der Finger macht mir weniger zu schaffen, als das Handgelenk, aus dem sie das Knochenmark entnommen haben. Ich bin guter Dinge, am Montag werden die Fäden gezogen, in zwei Wochen darf ich die Schiene stundenweise weglassen (beim Lesen oder TV schaun) und irgendwann krieg ich auch die rote Jodplempe vonner Hand!

Mein Dank für das ganze Managen letzte Woche gilt absolut meinem Lebemann. Er hat alles perfekt gewuppt und die Mini-Flüsterer und ich wollten ihn nicht mehr gehen lassen. Er hinterlässt jedes mal ein Riesenloch, wenn er wieder gen Süden muss. Aber dessen sind wir uns bewusst. Wir arbeiten dran.

Die Decke fällt mir auf den Kopf, da bin ich ehrlich. Seit über 20 Jahren bin ich ein Arbeitstier und so lange war ich noch nie am Stück zu Hause. Ich bin nunmal keine Müslimami auch wenn die Jungs sagen, dass sie es schön finden, wenn das Mittagessen frisch um 13 Uhr auf dem Tisch steht verwöhnte Bälger!.

Nun gilt es noch ein paar Wochen auszuhalten. Das schaff‘ ich. Dann heißt es zu Papa an’s Grab. Das ist für mich eines der wichtigsten Dinge, die in den nächsten Monaten anstehen. Ich sehe mich jetzt schon in’s Dorf Richtung Mum fahren, aber eine Straße vorher in Richtung Friedhof abbiegen. Wie immer, wenn ich in die Heimat fahre. Es ging immer zuerst auf den Friedhof. Haltet mich für bescheuert, aber ich war immer ein Papakind. Er fehlt.

Ich glaube, ich höre jetzt auf mit Schreiben, sonst wird es zu sentimental. Sorry.

Schatz, ich danke Dir für den Halt, für die Motivation und für den Esprit, den Du in unserer Familie versprühst.

Ich liebe Dich!

Mikrokosmos Fußgängerampel (Gastbeitrag von @Vergraemer)

Die Hälfte meines Lebens habe ich damit verbracht, beim Duschen die richtige Wassertemperatur einzustellen. Die andere Hälfte stand ich gelangweilt an irgendwelchen gottverlassenen Fußgängerampeln herum. Wie oft habe ich in diesen Augenblicken gedacht: Wäre es nicht großartig, wenn der Mensch an Fußgängerampeln auch duschen könnte? Oder zumindest die Wartezeit damit überbrücken, dass er bereits jetzt an der richtigen Temperatur für das Duschwasser des nächsten Morgens drehen könnte?

Aber solange das nicht möglich ist, tröste ich mich damit, ein neuer Jules Verne zu sein, und unterhalte ich mich eben weiterhin mit den anderen Wartenden.

Eine der wirkungsvollsten Gesprächseröffnungen lautet dabei übrigens: „Na, Sie?“

Sehr effektiv auch: „Ist meine Nase so gut oder hören Sie häufiger, dass Sie müffeln?“

Mag Ihr Gesprächspartner noch so maulfaul sein – das Eis zwischen Ihnen ist nun gebrochen.

Heute Morgen testete ich eine dritte Gesprächseröffnung. Etwas Lateinisches:

„Kuckuck.“

Mit diesem berühmten Ausspruch Julius Cäsars trat ich an den seltsam aussehenden Herrn heran, der gedankenverloren auf das rote Männchen auf der anderen Seite der Straße starrte. Ich lächelte ihn freundlich an, wie immer hatte mein Lächeln zwar etwas Gequältes, aber der Wille zählt. Und wie man in den Wald ruft, so hallt es zurück. Dachte ich. War aber Pustekuchen.

„Och, Menno“, erwiderte der Herr  sogleich genervt, nicht halb so zuvorkommend und freundlich wie ich. „Müssen Sie mich jedesmal ansprechen, wenn wir gemeinsam an dieser Ampel stehen? Können Sie das nicht lassen? Das nervt total. Jeden Morgen diese Scheiße.“ Enttäuscht und wütend trat er gegen ein Straßenschild. Wie ein motziges Kleinkind, das seinen Willen nicht bekommt.

„Dann gehen Sie doch nach drüben, wenn Ihnen meine Freundlichkeit nicht passt. Ich bin nicht bereit, unfreundlich zu sein, nur weil dem Herrn danach ist, mich zu behandeln wie Scheiße.“

„Wie denn? Ist doch Rot.“

„Dann gehen Sie wieder dahin zurück, woher Sie gekommen sind. Tun Sie so, als sei Ihnen gerade eingefallen, dass Sie zuhause etwas vergessen haben. Hauen Sie sich mit der flachen Hand auf die Stirn, murmeln Sie irgendetwas und gehen Sie weg. Jetzt stellen Sie sich doch nicht so schwerfällig an. Ich verspreche ich Ihnen: Ich merke auch nicht, dass Sie vor mir flüchten.“

„Nein, nein. Für so etwas bin ich nicht überzeugend genug.“

„Heute spreche ich Sie übrigens aus beruflichen Gründen an“, wechselte ich abrupt das Thema.

„?“

„Ich bekomme eine Million von Ihnen.“

„Im Ernst?“

„Nein. In Euro. Haha, kleiner Scherz.“

„Dann kriegen Sie keine Million von mir?“

„Ich weiß doch auch nicht“, winselte ich verzweifelt. Sie müssen wissen. Ich weiß oft nicht recht, was ich da gerade erzähle und manchmal fällt mir das mitten im Satz siedend heiß ein.

„Aber warum eine Million?“

„Steuernachzahlung.“

„Sie sind Steuerbeamter?“

„Ich glaube.“

„Und ich habe Steuerschulden?“

„Weiß mans’s?“

„So viel habe ich aber nicht bei mir. Müsste ich erst aus meinem Schwarzgeldversteck holen.“

„Na, das habe ich jetzt aber überhört.“

„Aber ich habe es doch laut und deutlich gesagt.“

„Ich bin doch von der Steuerfahndung, Sie Doofi.“

„Ach so. Stimmt ja.“

„Na, dann holen Sie mal Ihr Schwarzgeld. Aber kleiner Tipp: am besten nicht alles. Sie verstehen? Blinzel!“

„Warum sagen Sie ‚Blinzel’? Warum blinzeln Sie nicht einfach?“

„Ich schreibe zu viele alberne E-Mails. Grins! Das wirkt sich auch auf meine Alltagsaussprache aus. Also, was nun? Holen Sie Ihr Schwarzgeld oder nicht? Müssen ja nicht alles übergeben. Blinzel.“

„Sie motivieren mich zu einer Straftat auf?“

„Ich?“

„Sind Sie ein Agent Provokateur?“

„Ein was?

„Ein Agent Provokateur? Provozieren Sie regelmäßig Bürger zu Straftaten?“

„Was? Wer macht denn so was?“

„Ein Agent Provokateur.“

„Ein was?“

„Ein Agent Provokateur.“

„Nein, das kann ich ausschließen. Das sähe mir nicht ähnlich.“

„Gut, dann hole ich mal mein Schwarzgeld aus der Schweiz. Haben Sie solange Zeit?“

„Natürlich. Ist eh gerade rot. Aber kommen Sie wieder zurück. Nicht dass ich hier auf Sie warte, bis ich so schwarz bin wie Ihr Geld. Haha. Kleiner Scherz.“

„Machen Sie häufiger Scherze, für die man Ihnen den Kopf wegschießen möchte?“

„Ständig.“

„Gut, dann mache ich mich mal auf den Weg in die Schweiz. Falls ich bis morgen nicht zurück bin, rufen Sie die Polizei – und sagen Sie ihr, sie muss sich keine Sorgen um mich machen.“

„Polizei? Ich kenne keine Polizei.“

„Grüne Uniformen?“

„Sagt mir jetzt nichts.“

„Sorgt für Recht und Ordnung?“

„Recht und Ordnung? Kenne ich auch nicht.“

„Kennen Sie Lolek und Bolek?“

„Ja.“

„So ähnlich sind Recht und Ordnung.“

„Ach so. Das Produkt einer kranken Fantasie.“

„Als Anzahlung können Sie sich schon einmal an meinen Einrichtungsgegenständen schadlos halten. Ich wohne direkt hier in dem Haus hinter uns. Hier. Mein Schlüssel.“

„Ein-rich-tungs-ge-gen-stän-de! Was für ein unschön langes Wort. Haben Sie mal die Buchstaben gezählt?“

„Nein, Sie etwa?“

„Nein, ich habe Besseres zu tun.“

„Was denn?“

„Ok, ich habe nichts Besseres zu tun. Ich bin nur zu faul für so eine Scheiße. Trotzdem: Ich würde nie etwas mitnehmen, das so lang ist. Kann ich gar nicht tragen.“

„Sie müssen doch nicht das Wort tragen, Sie Doofi.“

„Doch.“

„Ach so, stimmt ja. Haha.“

„Haha.“

„Ihre Möbel würde ich nehmen. Das Wort klingt schön kurz. Die nehme ich gerne mit.“

„Ok. Dann fahre ich mal in die Schweiz, Schwarzgeldkonto auflösen. Kann ich Ihr Auto haben?“

„Das Wort ist sehr kurz. Das gebe ich nur ungern her.“

„Und Ihr Kraftfahrzeug?“

„Das können Sie haben.“

„Eine Frage noch: Ich habe Sie letztens kritisiert, ohne Ihren Namen zu nennen. Fühlten Sie sich angesprochen?“

„Nö.“

„Dann muss ich in Zukunft deutlicher werden.“

„Wo haben Sie mich denn kritisiert?“

„Möchten Sie nicht lieber wissen, warum ich Sie kritisiert habe?“

„Nein, lieber wo. Ich möchte Ihren Gemeinheiten in Zukunft bewusst aus dem Weg gehen.“

„Im Internet. Auf Twitter.“

„Ah, ok. Da werde ich mich gleich abmelden.“

„Aber Sie sagen mir Bescheid, falls Sie sich in Zukunft angesprochen fühlen? Dann kann ich mir einen Feixen.“

„Sehr gern.“

„Hoffentlich tue ich Ihnen nicht zu sehr weh.“

„Ist das nicht der Sinn der Kritik?“

„Schon. Aber ich leide unter heftigem Mitleid.“

„Auch unter Mitfreude?“

„Nein, dagegen bin ich immun. Ich lobe auch nicht. Käme nie im Leben auf die Idee.“

„Ich lobe ja auch nicht. Ich weiß nie, was ich Positives sagen könnte. Ich bin unheimlich negativ eingestellt. Ich habe es einmal probiert, aber dabei gleich 100 Unschuldige beleidigt. Nur um einen Menschen zu loben! Ist das zu glauben?“

„Sie Armer.“

„Ich hab’s ja nie anders gelernt.“

„Trotzdem: Sie Armer.“

„Oh, grün. Dann auf in die Schweiz. Schön da.“

„Ehrlich?“

„Keine Ahnung. Kenne nur Liechtenstein. Wie meine Westentasche. Wenn auch nur vom Hörensagen.“

„Wiedersehen.“

„Bis morgen“

 

Lesen Sie im zweiten Teil von Mikrokosmos Fußgängerampel: Kann die Hellseherin wirklich auf die Stunde genau voraussagen, wann Grün wird?


Vielen Dank an Jan-Uwe Fitz (@Vergraemer) für diesen wundervollen Gastbeitrag.

Projekt Lebefrau Update 8

So.

Um Euch mal auf dem laufenden zu halten und Euch einen kleinen Einblick zu gewähren in die abstruse Welt der Lebefrau gibt es mal wieder ein Update.

Nach fast zwei Monaten wirklich ekligen Schmerzen in meinem Finger kann ich ihn langsam wieder beugen und bewegen. Leider bleibt mir das Glück nicht lange hold, denn am Montag geht’s endlich unter’s Messer! Ich war noch nie so lange „arbeitslos“ und ich kann Euch sagen, das Nixtun ist definitiv nix für mich. Die Decke fällt mir auf den Kopf und man wird lahmarschig, faul und demotiviert. Also für’n Arsch!  🙁

Zum Glück wird Lebemann die nächste Woche an meiner Seite sein, bzw. an der Seite der restlichen zwei Männer der Lebefamilie, während ich mir im Krankenhaus ganz genau die süßen, knabenhaften Pfleger anschauen werde. Aber wahrscheinlich werde ich von dicken, fetten, bärtigen Olga’s gepflegt. Egal, hauptsache, sie sind nett und geben mir genug Dope!  😛

Die Fingerkuppe wird also mit einem kleinen Schnitt geöffnet und der Spezialist nennt es eine „Ausräumung“. Dem Tumor wird der Garaus gemacht und aus dem Beckenkamm wird mir für den Wiederaufbau des Fingers Knochenmark entnommen. Hört sich eklig an, ist auch so. Danach ist es wieder vorbei mit der bisherigen, eingeschränkten Mobilität des Fingers, fängt der Scheiß von vorne an. Schmerzen, Schiene, Dope.  ;-(

Und damit fängt auch wieder die Qual des Alltages an. Herausforderungen, wie den Bobbes abwischen, Tampons geht dann mal auch gar nicht, dem Paketboten den Erhalt von Paketen quittieren,  Schuhe zubinden, das Rasieren, Schminken, Zähne putzen (ok, das geht so halbwegs mit links) oder Haare waschen und zurecht machen. Da fehlt noch jede Menge massig, aber Ihr könnt es ja testen: Verbindet Euch mal den rechten Zeigefinger für 24 Stunden und sagt dann mal bescheid!  :-S

Ich hoffe, dass alles erfolgreich verlaufen wird, dass der Finger nach der OP irgendwann wieder 100% funktionstüchtig sein wird (das kann lt. Arzt allerdings ein gutes Jahr dauern) und das Wichtigste:

Dass ich endlich wieder arbeiten gehen darf!!!

Meine drei Lebemänner schmieden natürlich jetzt schon Pläne, was sie während meiner Abwesenheit tun werden. Ich ahne Böses! Es werden Orgien gefeiert und Lebemann steckte mir nebenbei, dass er sich wohl neben dem ganzen Pizza- und Burgerfrass heimlich Salat reinpfeiffen wird *hehe*. Bin mal gespannt, ob sie an mich denken, mich mal neben ihren Plänen auch besuchen (Lebemann so: Ach ja, da war ja noch was!“)?  😉

Egal wie es wird, Leute drückt mir bitte die Daumen und den Ärzten werde ich sagen, sie brauchen bei der Materialentnahme am Becken nicht geizen!  (H)

Psychotest – Ist Lebemann mein Traummann?

Wir Frauen neigen ja dazu, hier und da mal so ein Psycho-Test in einer Zeitung oder im WWW zu machen. Wieso? Ganz einfach, um uns „bestätigt“ zu fühlen. So sieht’s nämlich aus. Und Lebefrau gehört natürlich auch zu dieser Spezie.  (H)

Bei meinem Test ging es darum, ob ich meinen Traummann habe oder so. Stolz präsentierte ich das Ergebnis meinem Lebemann:

test, ob du mein traummann bist. ergebnis:

24 PunkteGlückwunsch.

Sie haben sich ein Prachtexemplar an Land gezogen. Null Macho, aber Frauenkenner und -versteher. Er ist Ihnen gegenüber immer aufmerksam und darum würde ihm auch nie entgehen, wenn Sie eine neue Frisur haben. Gerne überrascht er Sie gelegentlich mit kleinen Aufmerksamkeiten oder netten Komplimenten. In der Partnerschaft sind Sie gleichberechtigt und entscheiden gemeinsam, wohin sie in den Urlaub fahren oder welcher Film im Fernsehen geguckt wird. Hier haben Sie wirklich einen Partner fürs Leben gefunden. Aber ruhen Sie sich nicht auf Ihrem Glück aus. An einer guten Partnerschaft müssen Sie beide arbeiten, dann hält’s ein Leben lang.

hihi  😀

Hm. Ich hoffte auf schnulziges „Ja, mein Schatz, jetzt weißt Du bescheid“ oder so was in der Art, aber NEEEEIIIIN, meistens kommt es anders und zweitens als man denkt. Lebemann war so gar nicht der Meinung und meinte furztrocken:

der test passt nicht.

schon die erste frage:

„Sie zeigen Ihrem Partner Ihr neues Kleid. Was sagt er dazu?“

da fehlt „egal wie es aussieht, zieh dich aus.“  😀

Pfff!!! MÄNNER!!!  😛

Ach so, Mädelz, zum Test geht es HIER lang!  😉

Gestresst!

  • mindestens 4 Stunden Wartezeit um ’nen OP Termin auszumachen
  • ungeduldige Kinder
  • Decken, die einem auf den Kopf fallen
  • Angst
  • Sehnsucht
  • Langeweile
  • nix tun
  • Familiendramen
  • urlaubsreif
  • CUV
  • stockende Projektplanung
  • Schnauze voll
  • aber so was von!

Das Gras wachsen hören (Gastbeitrag von Schlafmütze)

Hat sich eigentlich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, warum manche Menschen das Gras wachsen hören?
Das spricht man so schnell dahin, aber was sagt man damit eigentlich? Und wann gewöhnlich? Und zu wem und zu wem nicht?

Ich meine, wir alle beschäftigen uns ganz selbstverständlich jeden Tag mit internationaler Weltpolitik, aber was ist denn aus dem guten alten Rasen direkt vor der eigenen Haustür geworden?

Also „das Gras wachsen hören“ geht ja jetzt nicht wirklich, also zumindest so rein ohral betrachtet.
Das kann jeder im Selbsttest ausprobieren und gewöhnlich reichen 30-45 Minuten Hörprobe im Park unter einer Linde oder auf dem grünen Hundestreifen neben dem Spielplatz aus, um sich ein eigenes Urteil zu bilden. Es bedarf also keiner umfangreichen Studien, um zu gelegen, dass Gras relativ geräuschlos wächst und kein Mensch etwas davon hören kann; auch nach übermäßiger Düngung oder einer Kahlmähung am Samstagnachmittag nicht.

Trotzdem scheint es aber besondere Menschen zu geben, die das Gras wachsen hören. Interessanterweise behaupten diese Menschen diese Fähigkeit niemals von sich selbst, sondern nur die Mitmenschen drum herum sind manchmal dieser Ansicht. Das führt – konsequenterweise – zu dem Paradoxon, dass zwar jeder einen kennt, der das Gras wachsen hört, aber man ist es niemals selbst! Ich finde das merkwürdig.

Nehmen wir – wenigstens für einen Moment lang – mal an, jemand kann doch das Gras wachsen hören; was hört er denn dann??
Ist es eher ein Knirschen, ein Brummen, ein Summen oder ein Reiben? Entspricht der Frequenzverlauf eher einer Sinuskurve oder einem gleichschenkligen Dreieck mit Hypotenusenkrümmung? Und was sagt eigentlich Dr. House dazu?

Es gibt ja auch tonnenweise verschiedener Arten und Sorten bei Gräsern, beispielsweise strapazierfähiges Weidelgras, die zierliche Wiesenrispe, das feinblättrige Straußgras oder den sehr langsam wachsenden härtlichen Schwingel (nicht Schwengel, das ist was anderes, obwohl das in DIESEM Blog sehr wohl auch immer mal wieder ein schweinisches Thema ist).
Könnte jemand, der das Gras wachsen hört, bei „Wetten, dass…“ (sofern es das überhaupt noch einmal geben wird) wetten, dass er innerhalb von drei Tagen konzentrierten Zuhörens 100 Grassorten einwandfrei mit dem Gehör bestimmen kann?
Hören sich Gras und Gras (ja, das andere Gras, das, dass so schöne bunte Farben vor die Augen zaubert) unterschiedlich an? Oder ist Gras eben Gras bleibt Gras und war schon immer Gras?

Vielleicht lässt sich schon deshalb keine genaue Antwort auf diese doch eigentlich recht simplen Fragen finden, weil wir uns noch gar nicht damit beschäftigt haben, was mit Gras eigentlich gemeint ist. Es Scheint vielmehr eine Metapher zu sein, hat also eventuell eine Bedeutung, die eigentlich auf etwas ganz anderes übertragen werden kann.
So, wie wenn man zu jemandem „du Dummbeutel“ sagt; natürlich ist diese Person nicht wirklich ein Beutel voller Dummheit, aber ein Bild sagt nun mal mehr als tausend Worte. Oder die neue Freundin des besten Freundes ist eine „echt heiße Torte“ (geht ja gar nicht, würde ja wegschmelzen). Oder die „Muckibude“ um die Ecke, wo es doch gar keine Kaninchen gibt und entsprechende Geschäftskonzepte auch nicht bekannt sind).

Unser Leben ist voll von Metaphern und Redewendungen.
Aber gehört „das Gras wachsen hören“ auch dazu?

Gras scheint überhaupt ein beliebtes Wort für etwas wörtliches Gesagtes mit einem ganz anders Gemeinten zu sein.
– „Ins Gras beißen“
– „Warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist“
– „Wo der hintritt, da wächst kein Gras mehr“
– „Den Wühltisch abgrasen“

Es deutet also alles darauf hin, dass mit Gras eigentlich nur sehr selten auch wirklich Gras gemeint ist (was übrigens den zunehmenden Absatz von Rasenmähern nicht negativ beeinflusst und lediglich in dunkeln Bahnhofsecken ab und zu mal zu Verwechslungsproblemen führt).
Schnaps ist Schnaps, aber Gras ist nicht Gras. Ist komisch, ist aber so. Und das, obwohl Schnaps ja in vielen Fällen auch irgendwie aus Gras gemacht wird.

Wenn wir über jemanden sagen, dass er das Gras wachsen hören kann, dann meinen wir also etwas anderes.
Wenn ich das über jemanden sage, dann meine ich eigentlich, dass dieser jemand ein „Rad ab“ hat. Oder „den Schuss nicht gehört“ hat. Oder „nicht mehr alle Latten am Zaun“ hat.

Ist am Ende doch ganz einfach, oder? 😉

(Vielen Dank an die Schlafmütze!)

Wohlige Schauer (Gastbeitrag von @ErdgeSchoss)

Während ich auf einer Allee im Südhessischen bei strömendem Regen das Cabriodach zu schließen versuchte, zog im Haus, in dem ich wohnte, das nächste Unwetter auf.

Was nichts damit zu tun hatte, dass Ornella, meine italienische Haushaltshilfe, sich seit mehreren Wochen das Wischen des Hausflurs gespart hatte, weil sie der festen Meinung war, dass Terrazzoböden im Hochsommer nicht gewischt werden müssen, und nichtsdestotrotz eine halbe Stunde extra berechnete, die sie tatsächlich kiffend im Park verbrachte.

Das Drama spitzte sich vielmehr zwei Etagen höher zu, wo Baptiste rein zufällig einen Blick auf Evas Handy warf und eine Latte von Kurznachrichten las, die keine Fragen offen zu lassen schienen. Fragen, die Eva, die in diesem Moment unter der Dusche stand und wohlig schaudernd an den jüngsten Nachmittag im Atelier von Dirk de Detmold dachte, ohnehin nicht hätte beantworten wollen.

Mit briefkastenschlitzschmalem Blick steuerte Baptiste in die Küche und dort direkt auf den Messerblock zu. Warum er ausgerechnet das irrsinnig scharfe Fischmesser aus dem Block riss, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben. Auch und gerade in Anbetracht der Butterstulle, die er gedankenverloren schmierte, derweil er glupschäugig ins Nichts starrte und das Chaos im Dschungel seiner sich gegenseitig umschlingenden Gedanken im Sekundentakt zunahm. Nur ein Narr blieb in einer solchen Situation unverletzt, was Baptiste genauso gelang.

Kaum hatte er den letzten Bissen getan, betrat Eva die Küche. Mit nichts angetan als zwei weißen Handtüchern aus biologisch unbedenklichem Baumwollpique. Und eh er sich versah, überraschte Eva Baptiste quasi aus dem Stehgreif mit einer Eins-A-Handentspannung.

Wortlos lächelnd schwebte sie nach getanem Werk aus der Küche und ließ ihn noch verwirrter zurück. Während Baptiste, allein, zitternd und mit mühsam vertauter Hose, sich sicher war, dass es Liebe sein musste, sonnte sich Eva zwei Zimmer weiter vor dem Badezimmerspiegel im Glanz des Hochgefühls, derzeit alles und jeden haben zu können.

Umtost von den heißen Winden des brausenden Föns wirbelten ihre Visionen in höchste Höhen, weswegen sie nicht hörte, wie ein Fischmesser surrend in den Rahmen der Küchentür fuhr …

(Vielen Dank Herr Erdge Schoss, es ist mir eine Ehre!)

Entfaltungsmöglichkeiten (Gastbeitrag von @Quasselette)

So liebe Damen, wir machen mal einen Test. Man nehme einen Handspiegel, lege ihn auf den Tisch und schaue stehend nach unten gebeugt hinein.

Sollte Ihnen jetzt sowas wie “Aaaaahhh!!!” oder “Oh mein Gott!!!” durch den Kopf gegangen sein, so sind Sie vermutlich über 30. Sollten Sie gerade beschlossen haben, beim Sex nie wieder oben zu sein oder nur noch im Dunklen zu vögeln, beruhigen Sie sich bitte. Männer achten beim Sex auf vieles, aber sicher nicht aufs Gesicht. (Testen Sie es ruhig mal und fragen Sie ihn nach dem Akt nach Ihrer Augenfarbe… –  sehen Sie).

Worauf ich mit meiner Schocktherapie hinaus möchte: Ich werde alt. Sie wahrscheinlich auch. Letztlich ist es das Natürlichste der Welt. Diese langsame körperliche Verwesung. Und natürlich lachen wir diese Botox-gelähmten, aufgespritzten Hollywood-Gesichter aus, weil natürlich niemand so aussehen möchte, wie Meg Ryan heute aussieht. Weil wir  ja alle “in Würde altern wollen”. Aber wie geht das denn eigentlich? Dieses würdevolle Altern?

Ich schwöre, pünktlich an meinem 30. Geburtstag fing es an, dieses sichtbare Altern. Ich wachte im Hotelzimmer auf Lanzerote auf (musste leider den Kontinent verlassen, damit mir wirklich NIEMAND gratulieren konnte), schaute in den Spiegel und hatte diese Knautschfalten überall. Im Gesicht und im Dekolleté und ich fühlte mich plötzlich alt. Seitdem habe ich diese Falten jeden Morgen. Ich habe sogar zwischenzeitlich neue Kissen gekauft, weil ich dachte, sie wären zu hart. Ich habe sogar krampfhaft versucht auf dem Rücken zu schlafen, um die Seitenschläfer-Faltenbildung zu verhindern. Aber nichts half. Jeden Morgen sind sie da, diese Falten. Und sie brauchen wirklich ewig, bis sie weggebügelt sind. Das ist wohl das Hauptmotto ab 30: Mehr Entfaltungsmöglichkeiten.

Vielleicht habe ich auch eine völlig falsche Vorstellung vom Alter. Die Röntgenassistentin in einer Klinik vor ein paar Monaten, sprach mich an: “Hey, wir waren doch auf der XY-Schule in der gleichen Jahrgangsstufe.” Und mein erster Gedanke war: “Das kann u-n-m-ö-g-l-i-c-h sein. Du bist doch voll alt!!!” Letztlich war sie mein Jahrgang…

Aber da man gegen den Zahn der Zeit nicht viel unternehmen kann, versuche ich das “würdevolle Altern” für mich anders zu definieren. Dass ich hoffe, selbstkritisch genug zu sein, dass ich früh genug merke, dass ich irgendwann keine ärmellosen Oberteile mehr tragen sollte, weil die Fledermaus-Arme (auch “Winkfleisch” genannt), niemand sehen möchte. Oder dass ich hoffentlich frühzeitig merke, wenn mir ein Damenbart wächst. Oder dass es immer ein wenig bemitleidenswert wirkt, wenn sich Frauen zu jugendlich anziehen.

Und vor allem einsehen, dass es zwischen einfach nur “Faltig werden” und “Meg Ryan” noch eine Menge anderer Möglichkeiten gibt. Manchmal reicht es schon, mal in die Sauna zu gehen und sich die Leute dort anzugucken. Wahrscheinlich denken Sie dann auch anschließend:

“Wow, ich seh noch verdammt geil aus für mein Alter…!”