Ich erzaehle von Liebe

Liebe.

Was ist das überhaupt? Oft habe ich darüber nachgedacht. Wahrscheinlich, wie viele meiner weiblichen (oder auch männlichen Leser). Ich kann sagen, daß sich Liebe immer anders anfühlt. Von Jahr zu Jahr. Oder von Partner zu Partner. Der Kasus Knacksus liegt meiner Ansicht nach jedoch beim Alter. Man empfindet anders. Man entwickelt sich anders. Viele Kleinigkeiten, die in „jungen Jahren“ zum Bruch geführt haben, nimmt man heute mit einem Lächeln entgegen.

Wieso? Ist man abgehärtet? Sind die Maßstäbe anders? Denkt man im Alter eher nach dem Motto: „Nimm, was du kriegst und halt’s Maul!“? Ich weiß es nicht. Ich war 10 Jahre verheiratet. Ob ich diesen Mann geliebt habe? Ja, auf irgendeine Weise schon. So, wie eine Schwester ihren Bruder liebt. Diese Liebe ist irgendwie bis heute noch geblieben.  Ich liebe meinen Ex-Mann auf eine komische Art und Weise. Wie einen sehr, sehr guten Freund oder einen Bruder halt. Ich bin froh, dass er nun eine Freundin hat. Ich habe nur Gutes von ihr gehört und ich hoffe, er findet mit ihr seinen „Frieden“. Er ist wirklich ein herzensguter Mensch, bissi dusselig, aber warmherzig. Leider nichts, was mich Wirbelwind gereizt hat. Und leider kam die Erkenntnis erst mit dem Alter.

Heute. Was ist heute? Wie ist die Liebe heute? Seit fünf Jahren habe ich einen festen Freund. „Fester Freund“, hört sich für mich komisch an, vor allem, wenn man selbst zwei Kinder hat. Freund. Ja, es ist anders. Diese Liebe ist intensiv. Diese Liebe bedarf nicht vieler Wörter. Es ist wie ein Ying und ein Yang. Irgendwann versteht man sich auch ohne etwas sagen zu müssen. Klar ist das nicht alles. Was ist schon eine Beziehung ohne Konversation? So ist das nicht. Aber die früher wichtigen Dinge, die sind mittlerweile irgendwie unwichtig.  Die Prioritäten ändern sich in Laufe der Zeit.

Viele Frauen sehen viele Dinge viel zu eng. Vor allem sollte sich Frau mal darüber im Klaren sein, was sie eigentlich will und was sie letzten Endes wirklich  HAT! Meistens hat eine Frau (ab ca. 30) schon sehr viel (was Männer oder Partnerschaft angeht)  mitgemacht und die Erwartungen werden immer größer, so dass uns Kleinigkeiten  zum Überkochen bringen. Und das ist unser Problem. UNSER PROBLEM.

Ich beneide die Männer, die dann „cool“ bleiben oder es sogar schaffen, auf  taktisch gespielter, sensibler Art sich die Frau wieder „zurück zu biegen“. DAS sind für mich Männer. Und selbst wenn Frau das ganz klar sieht, diese taktische Art, bleibt halt mal locker und schätzt die „Mühe“, die Mann sich macht! Man sollte in einer Beziehung kein Konkurrenzdenken an den Tag legen. Man sollte sich ergänzen. Auch das klappt nicht von heute auf morgen. Es bedarf an  Erfahrung und gegenseitigem Vertrauen.

Sex? Klar ist Sex und die Intimität wichtig. Nur irgendwann gibt es so viele andere Dinge, die diese wichtige Kleinigkeit in den Hintergrund rücken lassen. Ohne Repressalien. Wichtig ist vor allem, sich die Zweisamkeit zu nehmen, die man braucht. Ob es zum Vögeln kommt oder nicht, ist dann völlig zweitrangig, finde ich. Aber auch die persönliche Freiheit, die beide von uns brauchen, sollte man nicht außer acht lassen.

Am Anfang kam ich natürlich nicht damit klar, wenn MEIN Freund sagte, er möchte die nächsten Tage bei sich verbringen. Das weibliche Hirn spielt dann gleich Horrorfilme ab. Heute kann ich darüber nur schmunzeln. Ich habe ja auch mein Leben und bin mittlerweile manchmal froh, einige Stunden für mich oder meine Kinder zu haben.

Ja, was ist Liebe? Für mich ist meine derzeitige Liebe was verdammt Wichtiges. Eine Partnerschaft mit Vertrauen. Eine Kette, die bis ans Ende der Welt reicht und inkl. Navi der Weg zurück auch ein Kinderspiel ist. Es ist für mich ein Leben ohne Geheimnisse. Ein Leben, bei dem man sich auf jedes Treffen mit seinem Partner freut. Ein Leben, das nicht nur aus einem selbst besteht. Ein Leben, bei dem man nicht nur an sich selbst denkt, sondern für seinen Partner mit denkt.

Ein schönes Leben, dieses Liebesleben….

21 Antworten auf „Ich erzaehle von Liebe“

  1. Warmherzig und liebevoll geschrieben. Kann dir nur voll und ganz zustimmen.

    Für mich ist aber noch ein Punkt wichtig: miteinander lachen. Morgens beim aufwachen lächeln können, einfach nur weil der Partner neben einem liegt. Laut lachen können über Situationen, Witze, Erzählungen, Clownereien. Meinungsverschiedenheiten mit einem Lächeln entschärfen können. Grinsen können über andere – wortlos, Augenkontakt genügt. 🙂

    Das hört sich so normal und selbstverständlich an…

  2. Sehr schön und einfühlsam geschrieben. Jedoch kann ich die Aussage „… ein Leben ohne Geheimnisse“ nicht unterschreiben. Ohne ein gewisses Maß an Geheimnis geht ja mal gar nicht! Der Partner sollte immer ein bisschen geheimnisvoll und nicht durchschaubar bleiben. Wo bliebe denn da sonst die Spannung?!
    Für mich besonders wichtig ist das, was Michaela erwähnt hat: das zusammen lachen/lächeln können und das Verstehen per Augenkontakt. Das schafft so ein herrlich vertrautes Gefühl.

  3. @MiM: huch? Danke! 🙂

    @Paul: *lach* jeder ist seines Glückes Schmied, näch? 😉

    @chiefJudy: auch danke, schön, wenn es gefällt! 🙂

    @michaela: ja, lachen ist ohnehin eine grundvoraussetzung um eine gute partnerschaft eingehen zu können. und ich kann nach 5 jahren immer noch herzlich lachen. das beste ist, das wir sogar im gleichen moment den gleichen witz reißen und uns dann darüber schlapp lachen! 😀

    @maksi: naja, ich weiß nicht, ob das was mit geheimniskrämerei zu tun hat. ein mann ist dann attraktiv für, wenn ich an ihm hoch schauen kann, sprich, wenn er charakterstark ist und nicht fragt „wie hoch“, wenn ich sage „spring!“. immer wieder eine herausfordernd, so sollte ein mann für mich sein. was er ja auch ist. 😉

  4. Ja, Sie haben absolut RECHT!! Gewisse Dinge ändern sich bei Männern nie.. und als 20jährige wollte ich den PERFEKTEN Mann, den gibts aber nicht.. Heute sehe ich das entspannter, vor allem auch deshalb, weil ich DEN Mann gefunden habe – so perfekt für mich, wie es ein Mann überhaupt sein kann – und ich lerne. Ich lerne, ihn so zu akzeptieren, wie er ist – und vor allem lerne ich, dass MICH jemand genau so nimmt und nehmen kann, wie ICH bin.. das ist fast noch schwerer. Ich lerne, ihn zu lieben, ich lerne, geliebt zu werden. Und ich lerne, dass jeder Rückschlag eigentlich ein Fortschritt ist. Unsere Liebe wächst dadurch.
    Ja, und Lachen – und auch Sex – körperliche Nähe, Verständnis, miteinander Reden, aber auch zuhören.. das sind die Dinge, ohne die es nicht geht. Und einen Pausenclown, der für mich durch den Reifen springt – nee. So was brauch ich nicht. Ich brauch einen mit „cojones“ 😉

  5. @frauvonwelt: wäre ich es nicht schon, würde ich mich auch sofort in mich verlieben… tun sie sich keinen zwang an, das ist absolut die richtige entscheidung! schön, sie wieder im lande zu haben!

    @frauvivaldi: jenau, cojones! und zwar zwei an der zahl! (H)

  6. Eine sehr gute Einstellung-…

    gegenseitiger Respekt und vor allem Vertrauen… ganz ganz wichtig…

    und keine „Gelegenheitsliebe“, sondern schon etwas zuverlässiges- ich bin gespannt, ob ich das einmal bei mir finden darf.

  7. @lady M: man darf nur nicht danach suchen. das glück kommt meist von ganz alleine. manchmal allerdings mit hindernissen 😉

    @kopfi: höre ich da eine spur neid aus den zeilen? (H)

  8. Boah, bin ich heute sensibel. Muss an dem Film von gestern noch liegen. Ich bin geplättet. Echt!!! Tränchen wegwisch. Hast du genial geschrieben.
    Ja LIEBE. Liebe ist in erster Lienie gegenseitiges Vertrauen und Achtung voreinander.
    Manno, jetzt schneuz ich erst mal…

  9. Ein schönes Leben in jedem Fall, dieses Liebesleben, denn Liebe zeigt sich immer bedingungslos. In einer Beziehung kein Konkurrenzdenken an den Tag zu legen und sich gegenseitig zu ergänzen – jedem Einzelnen bleibt die Prüfung seiner Liebesfähigkeit, wenn es um “Mitmenschlichkeit” in Grenzsituationen geht. 🙂

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